Der Kreis
Geographische und geschichtliche Kurzinformation
Der Landkreis Heiligenbeil liegt im westlichen Teil Ostpreußens am Frischen Haff. Er hat die Form eines spitzwinkligen Dreiecks. Von seiner 1.137 qkm großen Gesamtfläche sind 229 qkm, also ein Fünftel, Haffanteil. Der westlichste Punkt des Kreises liegt westlich von Alt Passarge, der östlichste ostwärts von Robitten, die nördlichste Spitze liegt nordöstlich von Dümpelkrug und der südlichste Punkt südöstlich von Schönborn. Seit 1819, als der Kreis mit Heiligenbeil als Kreisstadt gegründet wurde, hat der Kreis die obige Form und Ausmaße. Bei der Volkszählung im Mai 1939 lebten im Kreisgebiet 53207 Einwohner. Das waren 58,6 Menschen auf einen Quadratkilometer. Sie lebten in 2 Städten und 111 Landgemeinden. Die 113 Orte gehörten zu 17 Kirchspielen (Kirchengemeinden). Ihre Namen sind:
Balga, Bladiau, Brandenburg, Deutsch Thierau, Eichholz, Eisenberg, Grunau-Alt Passarge, Heiligenbeil-Land, Heiligenbeil-Stadt, Hermsdorf -Pellen, Hohenfürst, Lindenau, Pörschken, Tiefensee, Waltersdorf, Zinten-Land und Zinten-Stadt.
Hier finden Sie eine Liste mit den Kirchspielen im Kreis Heiligenbeil 1939.
Und hier eine Einwohnerliste des Kreises von 1926.
Der Ort Heiligenbeil wurde 1301 vom Deutschen Ritterorden in der Nähe der prußischen Kultstätte Swentomest gegründet. Die Gründung der späteren Stadt Zinten erfolgte durch den Orden im Jahr 1313. Die ersten Ordensritter waren per Schiff über das Frische Haff bereits 1238 am Ufer von Balga gelandet. Hier wurde in den folgenden Jahren die Ordensburg Balga erbaut, in späteren Jahrhunderten eins der großen Wahrzeichen Ostpreußens.
Krieg, Flucht und Untergang
Im Zuge der Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs wurde das Kreisgebiet im Februar und März 1945 Kriegsschauplatz. Es bildete sich der militärische "Heiligenbeiler Kessel". Nach schwersten und wochenlangen Abwehrkämpfen der 4. deutschen Armee gegen mehrere sowjetische Armeen erfolgte der endgültige Untergang in den letzten Märztagen. Im Morgengrauen des 29. März 1945 haben sich die letzten deutschen Soldaten vom Haffufer unterhalb der Burgruine Balga in Richtung Pillau eingeschifft. In den Winterwochen zuvor flüchteten hunderttausende von Ostpreußen aus allen Teilen der Provinz, darunter auch der größte Teil der Bevölkerung des Kreises Heiligenbeils, über das Eis des Haffs auf die Frische Nehrung und von dort auf die rettenden Schiffe in Pillau oder auf dem Landweg der Nehrung nach Danzig.
Von den rund 53.000 Bewohnern des Kreises Heiligenbeil verloren ca. 20 Prozent ihr Leben durch Krieg, Flucht, Vertreibung, Deportation, Vergewaltigungen, Hunger, Krankheiten oder unmenschliche Behandlungen in ostpreußischen Zwangslagern.